In meinem Namen?

Deutsche Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen katholiken auf dem Synodalen Weg – Für wen spricht das ZdK?

Im Rahmen der Sitzung der Gemeinsamen Konferenz von Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn erläuterten Kardinal Marx , der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,  und Prof. Dr. Sternberg,  Präsident des ZdK,  bei einem Pressegespräch am 5.Juli 2019 die Bedeutung des Synodalen Wegs, um „Antworten auf die Fragen der Zeit zu geben“ und „die Relevanz von Glaube und Kirche“ wieder zu stärken.

Zu den schon  festgelegten synodalen Foren „Macht, Partizipation, Gewaltenteilung“,  „Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral“ und „Priesterliche Lebensform“ kam auf Drängen des ZdK ein viertes Forum zum Thema „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ dazu. Bischofskonferenz und ZdK betonen in der Presseerklärung auffällig oft das partnerschaftliche Vorgehen und gemeinsame Tragen des synodalen Wegs und den gemeinsamen „Fahrplan“: „Unser gemeinsamer Fahrplan sieht vor, dass wir über die genaue Ausgestaltung des Synodalen Weges im September und November auf den jeweiligen Vollversammlungen von Deutscher Bischofskonferenz und ZdK entscheiden wollen.“ Zuvor werde man in einer erweiterten Gemeinsamen Konferenz am 13./14. September 2019 in Fulda das Statut und die inhaltliche Ausrichtung noch erörtern.

Das ZdK – Vertretung der (aller?) deutschen Katholiken?

Mir widerstrebte immer der kollektive Plural im Namen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, denn ich selbst fühle mich als Katholikin keineswegs vom ZdK vertreten, dessen Zielsetzung und Forderungen ich nicht teile. Doch ich wusste wenig über die Organisationsstruktur und die Legitimation des ZdK. Ein Versäumnis, das mir beim Lesen der Pressemitteilung bewusst wurde, weil der synodale Irrweg für uns Katholiken dramatische Folgen haben wird.

In der Gemeinsamen Konferenz kommen zweimal im Jahr jeweils zehn Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und Laienvertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken  zusammen, um über Themen und Aufgaben zu beraten, die sich beide Gremien gemeinsam stellen.

Die Legitimation des ZdK als „Partner“ der Bischöfe in der Gemeinsamen Konferenz gründet in dem Dekret des II. Vatikanischen Konzils über das Apostolat der Laien (Nr.26).

Das ZdK hat 231 Mitglieder. 97 Mitglieder wählt die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD), 84 kommen aus den Diözesanräten und 45 werden als Einzelpersönlichkeiten hineingewählt. Es ist also kein Mitgliederverband, dem man als katholischer Laie beitreten kann wie dem Forum deutscher Katholiken.

Ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken nun tatsächlich die Vertretung aller deutschen Katholiken, wie es der Name nahelegt? Man kann zwar auf die Zahl der rund 6 Millionen Mitglieder verweisen, die in der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD) überdiözesan zusammengeschlossen sind und deren Delegiertenversammlung alle vier Jahre 97 Vertreter in die Vollversammlung des ZdK wählt.

Problematisch ist es aber, dass vermutlich nicht jedem (und ich kenne solche Fälle), der in einer katholischen Organisation, sei es die Caritas oder Misereor oder Frauenorganisationen und Pfadfinder, Mitglied ist, auch die Existenz der AGKOD bewusst ist und dass er mit seiner Mitgliedschaft auch seine Zustimmung zum ZdK gibt. Ganz zu schweigen von den unauffälligen frommen Katholiken, die einfach lehramts- und katechismustreu ihren Glauben leben, die Messe besuchen, die Kirche Christi lieben, ihren Hirten vertrauen und wenig wissen von einem synodalen Weg, auf dem man an einer eigenen Kirche bastelt.

Das ZdK vertritt unmittelbar auch nicht die Katholiken, die entweder in gar keiner katholischen Organisation sind oder deren Verbände nicht der AGKOD angehören. Das Forum deutscher Katholiken wie auch die Neue katholische Frauenbewegung tragen bewusst nicht solchermaßen zur „Legitimation“ des ZdK bei, dessen Zielsetzungen ihnen entgegengesetzt sind. Mittelbar jedoch wird jeder Katholik systemisch bedingt durch seine Gemeindezugehörigkeit vom ZdK gewissermaßen über die Organisation des Laienapostolats zwangsvereinnahmt, weil örtliche Gemeinderäte Vertreter in die Diözesanräte wählen, die ihrerseits Delegierte in das ZdK entsenden.

Der synodale Schulterschluss

Die DBK hatte sich in ihrer Vollversammlung in Lingen im März einstimmig für einen gemeinsam mit dem ZdK zu beschreitenden „Synodalen Weg“ entschieden. Zur Durchsetzung seiner eigenen Reformagenda braucht das ZdK die Bischöfe. Prof. Dr. Sternberg, der u.a. Maria 2.0 als Zeichen für „Lebendigkeit von Kirche“ sieht, hatte sofort positiv reagiert unter der Bedingung, dass „der Wille zu wirklicher Veränderung erkennbar werde“. Mittlerweile konnte er bezeichnenderweise das Forum zum Thema „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ durchsetzen.

Der Beschluss der ZdK-Vollversammlung „Entschlossenes gemeinsames Handeln, jetzt!“ vom November 2018 ist die Grundlage der Beteiligung des ZdK am synodalen Weg. Schon damals hielt man fest an der Notwendigkeit des „Aufbrechens von Machtstrukturen“ und „innerkirchlichen Reformen“ und formulierte u.a. Kernforderungen nach „Entklerikalisierung“, Zugang zu allen kirchlichen Ämtern für Frauen, Abschaffung des „Pflichtzölibats“, positive Anerkennung der vielfältigen Lebensformen und Lebenswirklichkeiten in der kirchlichen Sexualmoral.

Schöne neue Kirchen-Welt? Nicht in meinem Namen. Nicht in unserem Namen.

Clara Rosgartner

Foto: S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

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