Schwester M. Anand MC zum 100. Geburtstag

Schwester M. Anand MC hatte sie wohl vernommen, die Botschaft Marias: „ Was ER euch sagt, das tut“. ( Joh 2,1 – 11) Sie wurde am 22. August 1921 in Wattenscheid geboren und von meiner Mutter, ebenfalls Jahrgang 1921, weiß ich, was es bedeutete in jenen Jahren bis 1945 und danach jung zu sein, Träume und Hoffnungen zu haben und auch die spätere Schwester musste viel Trauriges erleben und verarbeiten.

Sie studierte Medizin und eröffnete schließlich eine Praxis für Kinderheilkunde. Doch da war dieser Ruf, diese Berufung, die sie wohl schon immer tief in ihrem Herzen spürte und 1954 trat sie in das Säkularinstitut in Fribourg ein, einem Brückenbau zwischen Kirche und Welt. Fünf Jahre arbeitete sie als Ärztin in Orissa und fünf Jahre in Kerala, zwei Bundesstaaten in Indien.

Dann traf sie 1964 Mutter Teresa und auch diesmal folgte sie der Weisung der Muttergottes und wurde eine Missionary of Charity (Missionarin der Nächstenliebe).

Sr. M. Anand (rechts im Bild) mit Mutter Teresa und Sr. Andrea (Bild: Angela Jacobi)

Sie erhielt den Ordensnamen Anand. Einmal mehr hatte Mutter Teresa einem Menschen ins Herz geblickt, denn in Indien bedeutet der Name  „ die Glücksselige“ im Sanskrit „die Freude“. Diese Freude strahlt sie aus und gibt sie weiter, an die Menschen denen sie begegnet, genau wie Mutter Teresa: „Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.

In den kommenden Jahren arbeitete sie auch in Argentinien, Nigeria, war in Zagreb und in Gent. Dort besuchten mein Mann und ich sie nach meinem Aufenthalt in Kalkutta 1997. Es war unser 20. Hochzeitstag und wir erzählten ihr, dass wir das Lied „ Geh aus mein Herz und suche Freud “ in der Kirche gesungen hatten. Da stimmte sie mit ihrer schönen Stimme dieses Lied an und singend gingen wir in Gent zu einem Gottesdienst. Schwester Anand kannte viel mehr Strophen als wir auswendig! Bis vor kurzem kam pünktlich am 6.August eine Gratulation zu unserem Hochzeitstag von ihr.

Einige Zeit später wurde sie nach Essen gerufen und dort besuchten wir sie oft. Wir waren jedes Mal überrascht, dass sie sich jedes Detail genau gemerkt hatte, von dem ich ihr schrieb und in ihrem lebendigen und liebenswertem Dialekt ihrer Kindheit auf alles und jeden genau einging und Anteil nahm.

Wenn mein Kummer zu groß war, um einen Brief zu schreiben, durfte ich sie anrufen, meine mütterliche Freundin, und stets wusste sie mich in ihrer herzlichen und verständnisvollen Art zu trösten. Nach einem solchen Gespräch schaute die Sonne wieder hinter den dunklen Wolken vor.

Gott hat mir mit Schwester Anand ein großes Geschenk gemacht und auch noch heute, wenn sie mit mir am Telefon spricht, geht die Sonne auf und Freude fällt in Herz und Seele.

Wo immer wir Missionaries of Charity auf der Welt trafen, in Kalkutta, in Bombay, in Neu Delhi, in Rom, in Turin, in München, in Berlin, auf den Andamanen und Nicobaren, um nur einige zu nennen, die Schwestern strahlten, wenn wir „Sister Anand“ erwähnten, hatte sie doch so viele junge Schwestern ausgebildet. „Our dear Sister Anand“ riefen sie und wieder war sie spürbar, die große Freude, die sie hinterlassen hatte. Und so war es kein Zufall, dass wir am 2. Mai 2010 ohne Tickets für die Messe mit Papst Benedikt XVI. in Turin, in der Via Teresa(!) einer Gruppe von MC-Schwestern begegneten, sie begrüßten und gestanden, dass wir keine Eintrittskarten erhalten hatten und innerhalb von zwei Minuten welche in den Händen hielten. Eine fand sich in der kleinen Hüfttasche einer der Schwestern, die zweite nahm eine der Schwestern flink einem kleinen Jungen aus der Hand und meinte lachend: „Den nehmen wir auf den Arm, der braucht kein Ticket…“

Ich selbst war sehr krank zu jener Zeit und die Worte des Papstes haben mich zurück ins Licht geführt!

All ihren Briefen fügte Schwester Anand stets einen besonderen Schatz bei, ein Bild von Mutter Teresa, eine Zeichnung, ein Gebet. In einem ihrer letzten Briefe aus dem Jahr 2018 fand ich dieses Gebet von Edith Stein:

„Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
leg ich diesen Tag in deine Hand.

Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.

Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin aus deinem Mosaik ein Stein.

Wirst mich an die rechte Stelle legen,
deinen Händen bette ich mich ein.“

Herzliche Glück – und Segenswünsche zum Geburtstag, liebe Schwester Anand.

God bless you!

Angela Jacobi

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