Nach „Querida Amazonia“: Sackgasse für den „Synodalen Weg“

Aber (noch) mit Wendemöglichkeit?

Nun ist es also da, das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas Synode, „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien). Viele sehr unterschiedliche Hoffnungen lagen darauf seit dem Ende der Synode im vergangenen Herbst. Besonders in Deutschland. Hofften doch einige, der Papst werde nun „endlich“ den Weg frei machen für eine Lockerung des Zölibates und Weiheämter für Frauen. Zunächst als Ausnahme für den Amazonas, die der „Synodale Weg“ dann schließlich zur Regel in Deutschland erklären könnte. Wieder andere hofften, er würde genau das ausschließen.

Der Papst hat entschieden, keine Ausnahmen beim Zölibat zuzulassen und auch das Diakonat der Frau nicht einzuführen. Der vatikanische Kommunikationsleiter Andrea Tornielli schreibt dazu in seinem Leitartikel auf Vatican News, der Text des Papstes „ziele höher“ als jene, welche die Synode quasi auf ein „Referendum“ reduzieren wollten über die Priesterweihe verheirateter Männer.

Man kann ohne Übertreibung sagen, der Papst hat alle überrascht. Am meisten wohl die selbsternannten „Reformer“, die uns schon geradezu apodiktisch den totalen Umbau der Kirche angekündigt hatten und den Eindruck vermittelten, als würde der Papst lieber heute als morgen den Zölibat abschaffen und mindestens das Diakonat der Frau einführen, weil es gar nicht mehr anders ginge.

Montag dieser Woche schon kündigte sich leiser Donner an, als Äußerungen von Franziskus in den Medien vermeldet wurden, die er offenbar gegenüber einigen Bischöfen aus den USA gemacht hatte, viele fixierten sich lediglich auf die „viri probati“ und das „Frauendiakonat“. Sie wären über sein Schreiben enttäuscht, da seine Schwerpunkte ganz andere seien. So war es denn auch. Der Papst legt in seinem Schreiben eine Vision für Amazonien dar, die natürlich ausgeht von der sozialen Ungerechtigkeit, die aus den Verbrechen der früheren Kolonisation und jetzigen materiellen Ausbeutung resultiert und den Lebensraum, aber auch die kulturelle Identität der indigenen Völker unwiederbringlich zu zerstören droht. „Diese Wirtschaft tötet“, hatte Franziskus in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ geschrieben. Seine Schilderungen der sozialen Verwerfungen und der Folgen belegen das eindrücklich. Liest man dazu die Zitate aus dem Schlussdokument der Synode, die der Papst in seinen Text eingeflochten hat, fragt man sich tatsächlich, wie der Bischof eines großen Hilfswerkes für diese Region den Eindruck erwecken konnte, Ausnahmen vom Zölibat und Frauen als Diakone seien ausgerechnet dort die wichtigsten Themen.

Der Papst hat die Wortmeldungen vor der Amazonas-Synode sicher aufmerksam registriert. Und im Hinblick auf den Synodalen Weg wahrscheinlich ganz besonders die Wortmeldungen aus Deutschland. Doch Franziskus hat gesehen, was im Amazonas wirklich wichtig ist und er hat ebenso registriert, was die Weltkirche zu diesen Themen zu sagen hat. Und das kann und konnte er nicht außer Acht lassen, denn die Kirche in Deutschland ist nun einmal nur eine Teilkirche, auch wenn mancher meint, sie habe „der Welt etwas zu sagen“. Deshalb hat Franziskus in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland im Juni letzten Jahres deutliche Signale gesetzt zu den deutschen Lieblingsthemen Weiheämter für Frauen und Zölibat. Doch die „Erneuerer“ fühlten sich „ermutigt“. Jetzt sieht man, wohin Uminterpretation und Ignoranz führen können: Zur Selbsttäuschung, die zwangsläufig in Enttäuschung endet. Da kann man vorbeugend schon einmal erklären „Abschaffung des Zölibats – Ohne mich!“, obwohl man noch vor Monaten gesagt hat, man könne nicht auf Rom warten und müsse da ordentlich Druck erzeugen. Da der Papst aber zumindest von wichtigen Aufgaben geschrieben hat, die Laien am Amazonas in der so wichtigen Evangelisierung erfüllen könnten, fühlen sich die Laienvertreter immer noch „ermutigt“. Was bleibt ihnen schließlich auch übrig? Bevor man sich seinem krachenden Scheitern stellen muss – was in anderen Bereichen zum Rücktritt bewegt, aber das nur nebenbei – gibt man sich auch mit nichts sehr zufrieden und verkauft es nach dem Motto „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ als tolle Neuigkeit, obwohl es nicht neu ist.

Welche Auswirkungen hat das Dokument nun für den Synodalen Weg? Das kann in einem Wort beantwortet werden: Sackgasse. Allerdings mit Wendemöglichkeit: Denn jetzt könnte man tatsächlich noch etwas Fruchtbares aus den Gesprächen machen. Das Forum zur priesterlichen Lebensform könnte sich nun mit der Stärkung des Zölibates und der Frage der Erweckung von Priesterberufungen beschäftigen. Die Frage des Zugangs von Frauen zu Diensten und Ämtern in der Kirche könnte ersetzt werden durch einen Diskurs über die wirkliche Rolle der Frau und ihrer Berufung. Auch Franziskus hat nun den Frauen hierzu wunderschöne Passagen gewidmet. Und den Rest könnte man direkt zu den Akten legen und stattdessen ein Forum zur Evangelisierung einrichten. Die selbsternannten „Reformer“ könnten jetzt beweisen, ob es ihnen tatsächlich um die Kirche Jesu Christi geht oder ob sie lediglich, wie ich vor ein paar Tagen in einem Kommentar schrieb, ihre jahrzehntealte Agenda durchdrücken wollen. Schaffen Sie es nicht, die Kehrtwende zu vollziehen, gibt es nur noch eine Lösung für den Synodalen Weg: Stoppen!

Susanne Wenzel


Beitragsbild: Cara Harris auf pixabay

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