Ein Zeichen für Freiheit und Toleranz in Europa

Es ist Europameisterschaft. Seit Tagen dreht sich in Deutschland beinahe alles um das heute in München stattfindende Fußballspiel zwischen Deutschland und Ungarn. Das ist normal, möchte man meinen. Schließlich ist ja EM. Aber weit gefehlt. Es geht nämlich nicht um die Aufstellung der „Mannschaft“, wie die deutsche Nationalmannschaft sprachlich neutralisiert wurde, was auch so ein Politikum war. Nein, es geht um die Gäste, die Ungarn. Wer jetzt meint, da gäbe es womöglich einen Starspieler und Torschützen, vor dem die Fußballwelt erzittert, irrt aber auch.

Es geht um Politik, ein politisches Statement. Glaubt man einigen Kommentatoren geht es um nichts weniger als Zivilcourage, mal wieder „Haltung!“ zu zeigen. Gegen Ungarn. Ein zivilisiertes Land innerhalb Europas, das einen entscheidenden Fehler macht: Es heult nicht mit den Brüsseler Wölfen. Und damit ist eigentlich gar nichts mehr normal. Zumindest wenn es um die woke, also die „erwachte“ Blase Europas geht. Die Ungarn haben bei ihren EM-Spielen nicht als Zeichen der Unterwerfung unter den BLM-Kult gekniet während der Nationalhymne. „Ungarn knien nur vor Gott!“, hat der Ministerpräsident Orban auch noch gesagt. Und dann erdreisten sich die Ungarn auch noch, ohne Rücksprache mit dem „erwachten“ Teil Europas ihre Gesetze zu machen. Konkret hat Ungarn die Kritik auf sich gezogen wegen seiner LGBT-Politik, so wird uns vermittelt. Was ist tatsächlich passiert: Ungarn verbietet Aufklärungsbücher, in denen Homosexualität propagiert werden soll, ebenso wie Werbung für Geschlechtsumwandlung. Ungarn unterwirft sich auch nicht dem Gender-Irrsinn, der die Sprache absichtlich bis zur Unkenntlichkeit verwirrt. Das passt natürlich nicht in eine Zeit, in der ein Matić-Report im EU-Parlament verabschiedet wird, der schon für Grundschulkinder Sexualaufklärung deutlichster Art vorsieht, die alle Spielarten der „neuen Sexualität“, losgelöst von jeglichem Zeugungsaspekt, vermitteln soll. Das passt nicht in eine Zeit, in der UNICEF-„Experten“ erklären, Kinder sollten einen Zugang zu Pornographie haben und diese sei nicht schädlich für sie. Deshalb wollte die woke Meute – nachdem Manuel Neuer, den ich bislang ganz gut fand, schon mit einer Regenbogenbinde am Arm „Haltung!“ zeigte – das Münchener Fußballstadion in die Regenbogenfarben tauchen. Aber die UEFA, die mit der Armbinde schon nicht einverstanden war, weil politische Demonstration, hat „Nein“ gesagt zu einem Antrag des Münchener Stadtrates, der von OB Reiter und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützt wurde.

Jetzt gibt es breit angelegt Protest. Firmen wie BMW lassen ihre Logos plötzlich in Regenbogenfarben erschienen und nach manchen Kirchen hängen nun auch anderswo die bunten Fahnen, die einst das Symbol für den Bund mit Gott waren und seit einigen Jahren genau ins Gegenteil verkehrt wurden. Und es sollen möglichst alle Stadien in Deutschland heute Abend in den Regenbogenfarben erstrahlen, weil jetzt alle „Haltung!“ für Freiheit und Toleranz zeigen wollen. Warum eigentlich muss jede noch so kleine Spaßveranstaltung, die zur Entspannung der Menschen beitragen soll, was doch gerade in diesen wirren Corona-Zeiten wichtig wäre, zu einer politischen Manifestation umgepolt werden? Und warum müssen wir uns auch noch in den Nachrichtensendungen – sogar als Aufmacher – damit befassen? Es gibt wichtigere Dinge in Europa in diesen Tagen.

In den nächsten Stunden soll im Europaparlament über den sogenannten „Matić-Bericht“ abgestimmt werden, der ein Recht auf Abtreibung verlangt und die Gewissensfreiheit der Ärzte, die ihre Durchführung oder Mitwirkung an einer Abtreibung z. B. aus religiöser Überzeugung verweigern, künftig kriminalisieren will. Hier sind Freiheit und Toleranz ganz konkret bedroht!

Hier wird das Wort unserer Politiker gebraucht, die sich z. B. dagegen wehren, dass in Brüssel ein weiterer Vorstoß gemacht wird, in nationale Gesetzgebung einzugreifen. Wo sind die Fußballstadien, in denen heute immer wieder Pro-Life-Botschaften eingeblendet werden auf den Banden und durch den Stadionlautsprecher? Es wäre doch toll gewesen, wenn ein Ministerpräsident Söder mal mit derselben sorgenvollen Mine, mit der er die Corona-Situation beschreibt, vor die Kamera gegangen wäre und erklärt hätte, er habe mit seinem Parteifreund Manfred Weber, dem Vorsitzenden der EVP-Fraktion, telefoniert und an die Fraktion appelliert, geschlossen gegen den Matić-Report zu stimmen, und weiter: Er werde als Ministerpräsident mit ganzer Kraft das Lebensrecht der Ungeborenen verteidigen und am Abtreibungsstrafrecht in Deutschland festhalten. Und ebenso vehement verteidige er die Gewissensfreiheit der Ärzte, die vor allem er während Corona unbedingt vor Triage und der Entscheidung über Leben und Tod bewahren wollte. Aber damit kann man keine Punkte machen bei der lebensfeindlichen woken Blase. Dafür bekommt man keine Likes auf Facebook und Twitter, sondern das ganze woke Ungemach zu spüren. Was sind da schon knapp 400 Abtreibungen pro Werktag in Deutschland? Was zählt da schon das Gewissen eines Arztes, für den das Leben unantastbar ist?

Susanne Wenzel

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